…Friedrichroda im Thüringer Wald
Friedrichroda liegt am Nordwestrand des Thüringer Waldes in Tal des Schilfwassers, eigentlich der Bach genannt, nur 4 km vom ca. 700 m hohen Gebirgskamm entfernt. In reizvoller Umgebung, umringt von Tälern und Bergen des Thüringer Waldes und seiner Bedeutung für die Geschichte der Region und des Landes, bietet Friedrichroda vielerlei Gelegenheit zu Aufenthalt und Betätigung. Die südliche Gemarkungsgrenze ist der Rennsteig, Deutschlands längster HöhenwanderwegNoch vor 200 Jahren so unbedeutend wie man als kleines Thüringer Dorf nur unbedeutend sein kann. Auffällig nur und das Ortsbild prägend, das größte Gebäude, unsere Sankt Blasius Kirche. Denn stolz und eigensinnig waren unsere Vorfahren offensichtlich. Nicht zuletzt die ständige Konkurrenz mit dem Nachbarort Waltershausen ließ unsere Friedrichrodaer Bürger – immerhin Städter seit 1597 – nichts unversucht sich der Repressalien, die von der Verwaltung und umliegender Orten im Wettstreit um das Marktrecht bestanden, abzuwenden. Wofür wurde sonst der Kirchturm im Jahre 1605 aufgestockt. Auch Märkte, waren sie auch noch so klein, zogen Menschen aus nah und fern an und Geld floss auch in die Stadtkasse.
Dabei ist Friedrichroda noch sehr viel älter. Hinweise auf einen schon bestehenden Ort gab es bereits um 1044 als Ludwig mit dem Barte die Schauenburg erbaute. Hoch über dem Kühlen Tal, oberhalb einem vermutlich uralten Weg der über den Thüringer Wald führte, war diese Burg an einer strategisch bedeutenden und sicheren Stelle. Ludwig der Springer, dessen Sohn, gründete 1085 das Benediktiner Kloster Reinhardsbrunn. Angelegt von wenigen Hirsauer Mönchen im einsamen Reinhardsbrunnner Talgrund kam es zu einer raschen Blüte und mit vielen angeschlossenen Dörfern wurde es bald zu einem bedeutenden Kloster Thüringens. Dieses Kloster bestimmte dann Jahrhunderte auch die Entwicklung unseres Ortes. Die Bewohnen von Friedrichroda lebten in sehr einfachen Verhältnissen. Ackerbau war hier auf einer Höhe von über 400 m, im Gegensatz zu den dem Thüringer Wald vorgelagerten Ebenen, sehr wenig ertragreich. Nur die Viehzucht, Weidebetrieb und der Wald ernährten unsere Vorfahren karg. Über die Jahrhunderte kam dann der Bergbau zu spärlicher Blüte. Es wurde hauptsächlich Eisenerz abgebaut. Auch Leineweberei, Garnbleicherei waren weitere Wirtschaftszweige ebenso Lohnfuhrleute die schweren Wagen halfen den Thüringer Wald über die Passstraße zu überqueren.
Die wichtigste Epoche unseres Heimatortes begann im frühen 19. Jahrhundert eine Entwicklung einzuleiten, die von Einheimischen damals noch gar nicht richtig verstanden wurde.
Der Tourismus weckte Friedrichroda aus dem Dornröschenschlaf. Fremde kamen, erst im herrschaftlichen Gefolge des Herzogs später dann die Bürgerlichen. Die Umgebung des ehemaligen Klosters wurde im englischen Stil zu einem Landschaftspark umgestaltet. Später unter Herzog Ernst I von Sachsen-Coburg-Gotha das Jagdschloss Reinhardsbrunn auf den Grundmauern des alten Benediktiner Klosters gebaut. Der 1813 neu erbaute Gasthof in Reinhardsbrunn war sicher unser erstes Hotel für „Jagdgäste“ des Herzogs. Immerhin Gäste und ob die nun nur zur Jagd oder auch zur Entspannung kamen ist leider nicht überliefert.
Der erste richtige Kurgast war der Gothaer Verleger Justus Perthes im Jahr 1837. Mehr Fremde folgten seinem Beispiel und bald reichten die vorhandenen bescheidenen Wohnungen nicht mehr aus. Ein fast spekulativer Bauboom folgte um im Wettbewerb mit anderen Kurbädern mitzuhalten. Wunderte sich der Schriftsteller Heinrich Schwerdt noch 1855 was denn die Menge Leute nach Friedrichrode treibt wo es gänzlich an Unterhaltung und Annehmlichkeiten fehlte wurde später auch ihm bewusst was die Gäste suchten. Es war die romantische Idylle und Ruhe die eine unglaubliche Wirkung auf die gestressten Zeitgenossen ausübte.
Bis zum ersten Weltkrieg entwickelte sich alles kräftig was auch unsere Wirtschaft vollständig umkrempelte. Der Bergbau verschwand, ebenso die Weberei und Garnbleicherei. Einzig verblieb noch die Wäscherei da die ständig steigende Zahl an Gästen bergeweise Dreckwäsche produzierte. Aber der Krieg veränderte alles. Nur langsam erholte sich der Ort in den 20er Jahren. Die Arbeitslosigkeit war groß denn Gäste kamen viel zu wenig. Nur mit Notstandsarbeiten konnten die Friedrichrodaer beschäftigt werden. In dieser Zeit wurde beispielsweise der Sportplatz gebaut. Man träumte doch von einer besseren Zukunft. Anderweitig war auch Geld für Bauvorhaben in der Inflation verloren gegangen. So das ehrgeizige Kirchenbauprojekt unserer Kirchgemeinde.
Unser Städtchen hatte auch fast den 2. Weltkrieg überstanden. Doch dann kam ein schwarzer Tag in unsere Ortsgeschichte. Am 6 Februar 1945 löschte ein Bombenangriff die Leben von 137 Einwohnern aus. Zahlreiche Häuser wurden sofort zerstört wovon sich Friedrichroda Jahrzehnte lang nicht mehr erholte.
Neue Zeiten, neue Bedürfnisse, altes Idyll. Urlaub für den kleinen Mann. Wieder kamen Gäste und es wurden immer mehr. Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) der alles dies organisierte war bald mächtiger als jeder Bürgermeister und jedes Wirtschaftsunternehmen im Ort. In den Sommermonaten waren hier mehr Menschen als Einwohner. Alle auf der Suche nach allem was den Urlaub schön macht. Die Hauptstraße war an manchen Tagen voll wie ein Würmertopf obwohl da noch der normale Verkehr durchrollte. Höhepunkt dieser Entwicklung war das Berghotel mit 1000 Betten auf dem Reinhardsberg in den 80er Jahren.
Wie schnell doch alles vorüber geht. Es kam die Wende und kein Mensch interessierte sich mehr für unseren Ort. Nun sind wieder 25 Jahre vorüber und obwohl die gesamte Infrastruktur erneuert wurde vieles heute sehr gepflegt wirkt ist die Unzufriedenheit groß. Liegt es vielleicht auch daran, dass fast die gesamte Jugend verschwunden ist und wir uns fast schon wie im Altenheim fühlen.
Ich hoffe trotzdem auf die Zukunft von Friedrichroda, denn das sagen uns immer wieder viele Fremde: „Ihr wohnt, wo andere Urlaub machen“ – stimmt – wir blicken auf den Gottlob, die Bergwiesen am Körnberg und die Gänsekuppe – das macht uns sofort wieder glücklich.
Also Fremder der du noch unglücklich bist. Schau mal bei uns in Friedrichroda vorbei – bis bald.
Der staatlich anerkannte heilklimatische Luftkurort liegt im Nordwesten des Thüringer Waldes, 430- 710 m ü.M. und zählt mit seinen Ortsteilen Finsterbergen und Ernstroda derzeit 7550 Einwohner.