Sankt Blasius Kirche

 

Mitten in unserer kleinen Stadt Friedrichroda steht heute, schöner denn je, unsere Sankt Blasius Kirche.

Friedrichroda 1795

Zusammen mit den Bergen ringsum prägt sie als markantes Wahrzeichen das Gesicht unseres Ortes.  Seit über 500 Jahren führen unsere Wege zu ihr hin und wir gehen dabei  über den ehemaligen Friedhof unserer Vorfahren. Es ist das einzig erhaltene Bauwerk aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts, und damit das älteste Gebäude des Ortes. Friedrichroda liegt, von Bergen  umschlossen, am Nordrand des Thüringer Waldes, in einer Talmulde in 430 Meter Meereshöhe und wird in Urkunden erstmalig im Jahre 1039 erwähnt. Es soll nach einem Friedrich, der hier den Wald rodete, genannt sein, stammt also, wie die Endung -roda zeigt aus fränkischer Siedlungszeit, und dürfte von den Mannen eines Grafen Friedrich als Dorfstätte entstanden sein. 1044 hat dann Landgraf Ludwig mit dem Barte die Schauenburg  erbaut. Eine Burg auf dem gleichnamigen Berg nahe uKirche April2007nsere Stadt. Nur wenig Spuren dieser später auch von Raubrittern bewohnten Burg nahe der alten Passstraße über den Thüringer Wald sind noch erhalten.  Der  Sohn des Landgrafs, Ludwig der Springer, gründete auf Grund ihm auferlegter Buse das nahe Benediktinerkloster in Reinhardsbrunn 1089 und erbaute danach  die Wartburg.

Im Jahre 1594 erhielt unser Ort die Markt Gerechtigkeit und 3 Jahre später das Stadtrecht und wuchs allmählich zu dem Bergstädtchen empor, dessen Bewohner ein bescheidenes, ja dürftiges Dasein als Waldarbeiter, als Bergleute auf Eisenerz grabend und als Garn-Bleicher, Weber und Wäscher führten.

Unsere wunderschöne Landschaft fand Anfang des 19. Jahrhunderts  das Interesse der aufkommenden romantischen Besinnung auf die Natur und Parks im englischen Stil. Zuerst durch den Herzog  Ernst von Sachsen-Coburg Gotha der hier seien hochherrschaftlichen  Jagdgesellschaften alljährlich  Gastgeber  war. So dauerte es nicht lange, bis das Bürgertum ebenfalls diese ruhigen Bergidylle für sich entdeckte.   Als dann 1837 der durch sein kartographisches Institut weithin bekannte Justus Perthes aus Gotha als sogenannter „erster Kurgast“ den Ort zum Ferienaufenthalt erkor, gewann er von Jahr zu Jahr um seines Heilklimas willen immer größere Ausdehnung und Zuspruch, nicht nur aus Deutschland, sondern aus der ganzen Welt. Im Sommer gaben die vielen Kurgäste unserem kleinen Ort fast das Gepräge einer großen Stadt und erschlossen durch die Zimmervermietungen an sie den Einwohnern eine gute Einnahmequelle.IMGP8898

Weithin leuchtet der vergoldete Turmknauf  der Stankt Blasius Kirche jedem Wanderer  der die Berggipfel unserer Umgebung besteigt aus dem Tal eindrucksvoll entgegen. Eine Kugel, die symbolisch den Apfel des Paradieses darstellt. In ihm sind in 3 Behältern aus Metall die Urkunden seiner jeweiligen Erneuerung geborgen, so die älteste von 1605, in welchem Jahre der geschieferte, barocke Turmhelm dem steinernen Unterbau aufgesetzt worden ist.

Aus den Jahren 1834 und 1930 stammen die beiden anderen Urkunden. 1930 erhielt die Wetterfahne ihre heutige Form. Die Frage nun wie lange dieser Turm in seiner Höhe von 36 m schon steht, beantwortet eine in Stein gehauene Inschrift Tafel an der unteren Südseite, die in der Mitte des 18. Jahrhunderts in einer Chronik in ihrem abgekürzten Mönchslatein als unentzifferbar angesehen worden ist. Sie lautet übersetzt: „am 10. Mai 1511 ist das Fundament dieses Turmes zur Ehre Gottes und des Patrons St.Blasius gelegt worden“. Sein Heiligentag ist der 3. Februar. Er war ein volkstümlicher Arzt und Bischof in Sebaste in Armenien und wurde in der grausamen Christenverfolgung unter dem röm.Kaiser Diokletian im Jahre 306 n.Chr. mit dem Schwerte hingerichtet. Er wird überlieferungsgemäß mit               2 gekreuzten Kerzen oder einem Schweinskopf unter dem Arm dargestellt

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Der Turm steht im Westen der Kirche und steigt in wuchtiger Stärke quadratisch in die Höhe und wandelt im zweiten Drittel in ein Achteck um, aus dem die 4 Schalllöcher in spätgotischer Form jedes ein anderes Maßwerk in der Spitze aufweisen. Darüber befinden sich auf allen 4 Seiten die Zifferblätter der Turmuhr (1,80 m-Durchmesser), die in einer der Turmstuben steht, in denen einst der Türmer als Feuerwächter der Gemeinde gehaust hat. Die Turmhaube wird in barocker Form von der sogenIMGP8899annten Laterne unter dem Turmknauf und der Wetterfahne überhöht, In der Glockenstube hängen heute wieder 5 Glocken. Die ehemals älteste und größte Glocke der Kirche aus dem Jahre 1604, von Melchior und Hieronymus Meyring in Erfurt gegossen, überdauerte den ersten, nicht aber den zweiten Weltkrieg, in dem sie ein sinnloses Opfer – der Einschmelzung verfiel. Von 2 kleineren 1926 beschafften und von Schilling-Apolda gegossenen Glocken, durfte nur die kleinste behalten werden, zu der als Ergänzung 1955 im Dezember eine größere, von der Gemeinde Greiz-Aubachtal altgekaufte 673 kg schwer, hinzukam. Am 1. Oktober 1956 wurde eine kleinste Glocke im Gewicht vor 4 Ctr, von der Gemeinde Herda angekauft. Sie ergänzen das Dreiklanggeläut wieder. Die Mittel zur Beschaffung dieser Glocken wurden durch eine große Spendefreudigkeit der Kirchgänger in kurzer Zeit aufgebracht. Durch die Anschaffung einer vierten und fünften Glocke, ist nach und nach ein melodisches Geläut entstanden. Sie sind in den Tönen ′es′, ′ges′, ′as′, ′b′ und ′des′ gestimmt. Zukünftiges Projekt ist der Umbau des Glockenstuhles von einer Stahl in eine Holzkonstruktion um Belastungen für die Turmstatik zu reduzieren.   Die kleine uralte Glocke in der Turmlaterne, die alle Viertel und volle Stunden anschlägt, hat beide Weltkriege überdauert.

Am Fuße des Turmes führt durch einen Spitzbogen der Haupteingang des Gotteshauses zunächst in die Turmhalle, deren Kreuzrippen in den 4 Ecken In der Höhe in einer Kreuzrose enden. Ursprünglich war dieser Raum als Ehrenhalle mit aus Lindenholz geschnitzten Figuren für die im ersten Weltkrieg Gefallenen ausgestaltet. Der Raum hatte lange Zeit als Kohlenkeller und Schuttabladeplatz ein unwürdiges Dasein geführt, da sich ehemals der Haupteingang an der Südseite befand. Wir treten nun durch eine Rundbogentür in das Schiff, das in einem langgestreckten Rechteck sich anschließt oder begeben uns auf den Freitreppen rechts oder links auf die Emporen. Lässt der Turm in seiner gekonnten Form vermuten, dass die baukundigen Benediktiner Mönche den Grundriss entworfen haben, so gibt das ganz schlicht angefügHochzeit 1933 vor der ev.Kirchete Schiff der anderen Vermutung Raum, dass die Geldmittel der damals nur etwa 800 Seelen zählenden Gemeinde eine würdigere Ausgestaltung nicht zuließen. Dafür dürfte auch der nicht erhöhte Altarraum mit seinen recht einfach gehaltenen Chorstühlen Beweis sein, wie der schmucklose Steinaltar, dessen große Steinplatte noch die drei Weihekreuze aus katholischer Zeit trägt. Der Name des letzten katholischen Pfarrers ist auch bekannt, es ist der Vikar Friedrich Winkler gewesen. In der Front des Altars umschließen kreuzweis gelegte, vergoldete Eisenbänder einen kleinen Reliquienschrein, in dem einst irgendwelche Überbleibsel des heiligen Blasius gelegen haben mögen. Das Schiff wird durch rechteckige Fenster ohne jede Verzierung und durch in das Tonnengewölbe eingeschnittene Luken erhellt. Das etwas nüchtern gehaltene Schiff zu verschönern und, weil sehr schmal, zu erweitern, hatte sich unter dem Oberpfarrer Thielemann 1889 ein Kirchenbauverein gegründet mit dem Ziel der Erweiterung der Kirche. Über 100000 Mark sind in jahrelanger Mühe bis in die Zeit vor dem ersten Weltkrieg zusammengekommen. Man begann aber noch nicht, weil 3000 Mark für die Planierung des Kirchenplatzes fehlten. So sparsam und genau rechneten unsere Väter. Da zerstörte der Krieg die Planung und nach ihm dezimierte ein gütiges Geschick -nämlich die Inflation- die gesammelten Mittel, sodass unsere Kirche uns in ihrer schlichten Formschönheit erhalten geblieben ist und nur die innere Erneuerung 1930 vorgenommen werden konnte.

Die Reformation dürfte in unserer Gemeinde kurz vor dem Jahre 1530 eingeführt worden sein, denn in diesem Jahre fand eine erste Visitation statt. Der Grabstein des ersten evangelischen Pfarrers Volkmar Cordis wurde bei der Renovierung unter den roten Steinfliesen des Altarraumes gefunden und hat seine Aufstellung rechts hinter dem Altar an der Stirnwand der Kirche gefunden, während der ebenfalls aufgefundene Grabstein des zweiten ev. Pfarrers Johannes Köln linker Hand steht. Die lateinische Inschrift des ersteren Steines lautet übersetzt:

Deine Gebeine, o Volkmar birget dies Haus, der du Lebend die heiligen Lehren frommen Mundes verkündet. Nun, nach Vollendung der Tage schweigt dein Mund, der gelehrte, Dass zum Lob deines Gottes droben oh n‘ Ende du singest. Auffällig ist die Lutherrose unter dieser Inschrift, die also damals schon von Pfarrern als http://sanktblasius.de/wp-admin/media-upload.php?post_id=9&type=image&TB_iframe=1eigenes Wappen übernommen worden ist. An Stelle des Kreuzes stehen allerdings in der Mitte die Buchstaben V.C. und in den 4 Ecken der Lutherrose befinden sich die Zahlen 1.5.6.4. Und im Text ist der 21.November als Todestag angegeben. Die andere Tafel trägt übersetzt folgende Inschrift: Im Jahre Christi entschlief am Tage der Beschneidung (1. Januar) eines sanften Todes der hochzuverehrende Herr Johannes Köln, der treue Pfarrer dieser Kirche, dessen Seele nun lebet in der Schau des Herrn, den ewig sein Geist geniesst.

Ausser diesen beiden Grabplatten wurden unter den Fliesen noch 3 weitere aufgefunden, von denen 2 arg beschädigt waren. Eine zeigte das Relief eines recht beleibten Mannes, dessen Bauchwölbung aber wie die seiner Pluderhosen mit der Spitzhacke abgeschlagen waren,“ dass man die Fliesen glatt darüberlegen konnte“. An der anderen fehlte die linke obere Ecke. Während die erste unbeschriftet war, ließ die zweite erkennen, dass sie einem Qustor Grüner gegolten hat. Die an der Grabplatte fehlende Ecke konnte aus der Leichenpredigt für den Verstorbenen ergänzt werden. Sie lautet übersetzt: „hier hast du, o Grüner, gar schlimme Mühen erlitten, dort wirst in erhab’nem  Frieden du selig sein, fromm und sanft ging er heim im 56. Jahre seines Lebensalters“, das ein Stufenjahr gewesen ist. (Stufenjahr =jedes siebente Lebensjahr galt als gefährlich, hier ist es das 8 mal 7). Der fürstliche Amtsschösser Johann Grüner von Reinhardsbrunn ist 1518 geboren und am 11. Juli 1574 gestorben.    Unter der dritten Grabplatte lag in einem schmalen Grabgewölbe das gut erhaltene Skelett der

Frau Amtsschösser Schultes, einer geborenen von Gotter aus Gotha, die im Alter von 29 Jahren, am 26. Januar 1706 verstorben, hierbeigesetzt worden ist. Die Gruft wurde vorsichtig geöffnet, und in ihr zu Füssen des Skelettes ein grosser Porzellanteller gefunden, in dessen Vertiefung Überreste des ein Jahr vor der Mutter verstorbenen Kindes lagen. Die Mutter mag ihm aus Gram über seinen Verlust nachgefolgt sein.     Eine andere Einzelgruft, ebenfalls geöffnet, wies nur einen Schädel und 2 Schenkelknochen eines gewiss hier beerdigten Pfarrers auf. Die Wände wie der Fußboden der der Gruft zeigten noch den Kalkanstrich, jedoch war Bearb_Altarletzterer mit einer 2 cm hohen Erdschicht überdeckt = „von Erde bist du genommen, zu Erde wirst du wieder werden“.

Beide Grabgewölbe sind wieder ordnungsgemäß zugemauert worden.

Als Steinmetzarbeit ist noch, von der Treppe zur Kanzel etwas verdeckt, ein in die Wand mit einer ausgehauenen Nische eingelassener Stein zu erwähnen mit einem leider arg beschädigten Randornament, das die Ziffern 11.5. zeigt. Das könnte das Datum des Tages nach der Grundsteinlegung des Turmes sein. Es ist das Sakramentarium, in dem der vergoldete Abendmahlskelch mit Patene, die heute noch im Gebrauch sind, aufbewahrt gewesen sind. Links davon führt eine wuchtige Tür in die kapellenartige Sakristei, die wie die Turmhalle Kreuzgewölbe aufweist Ein alter Luthertisch und holzgeschnitzte Stühle, ein schlichter Altar mit einem für diesen Raum geschaffenen Kreuzigungsbild gestalten die Sakristei zu einem feierlich anmutenden Raum, ganz im Gegensatz zu vielen lieblos behandelten Sakristeien in Thüringer Kirchen. Das Altarbild stammt von Frau Hertha Rudolf-Hoffmann, einer Berliner Malerin und ist 1930 gemalt. Es zeigt in seiner Mitte die Kreuzigungsgruppe, vor der in tiefer Trauer 3 Frauengestalten stehen. Den Hintergrund bilden Bergeshöhen, über denen die Sonne untergeht.

Die schlichte Ausmalung der Kirche, die der Dresdener Malermeister Ernst Lössnitz ausgeführt hat, hat nur die Altarrückwand der Emporen ausgiebiger gestaltet. Da ist unter der Kanzel der Spruch: „meinen Frieden gebe ich euch“ und an der Kanzelbrüstung „Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren“ zu lesen, während rechts und links die Emporenfelder das Alpha und Omega (Offb.Joh. 1. Vers 8) bringen, und der Stern über dem Kanzeldeckel das Monogramm Jesu trägt = das l H S = Jesus hominum salvator -Jesus der Menschen Heiland. Im Spitzgiebel der Ostwand befindet sich ein Buntglasfenster mit dem zum Himmel auffahrenden Christus. Es ist eine Stiftung zum Gedächtnis an den in Friedrichroda geborenen Pfarrer Roland Adam, der seinen im Krieg zugezogenen Leiden am 25.1.1947 erlegen ist.

JahrOstseiteIm Altarraum ziehen 3 Ölgemälde aus der Renaissancezeit den Blick des Beschauers auf sich und reden in ihrer stummen Sprache zu uns, ihrerseits auch ein Stück Verkündigung, die hier ihre Stätte hat So vor allem im Durchblick durch die beiden die Kanzel tragenden Säulen aus dem Hintergrund wie ein Transparent durchscheinend das Altarbild des auferstandenen Christus. Auf Holz gemalt ist es lange Zeit als Pseudo-Grünewald angesprochen worden, weist sich aber durch das Monogramm M K unter den Beinen des auffahrenden Christus als ein Werk des Gothaer Hofmalers Michael Käseweis aus, der aus der Cranachschule kommt. In seiner Komposition erinnert das Bild sehr stark an Dürers Holzschnitt aus der großen Passion und zeigt über dem Sarkophag mit dem Siegel des Pilatus den Auferstandenen mit der Heilsfahne. Rechts wie links sehen wir Gruppen der erschreckt und geblendet aus dem Schlaf auffahrenden Grabwächter. Im Himmelsraum fehlen (wir sind 100 Jahre später als Dürer) die schwebenden Engelsköpfe. Die Entstehungszeit des Bildes ist durch die Stifterleiste am unteren Ende auf die Jahre 1612-1618 anzusetzen. Der Konsul und Bürgermeister Johann Hoffmann hat sich da mit seinen 3 Frauen und 13 Kindern im Bilde festhalten lassen. 5 frühverstorbene Mädchen sind rechts, ein Knäblein links liebevoll mitaufgeführt. Zur Linken schaut an der Sakristeiwand aus einem von 2 Engelsputten gehaltenen Barockrahmen das Bild der Euphrosine Maria Gockel uns an. Sie hat (am 3.2.1592 geboren und am 13.1. 1674 gestorben), mit dem Amtsschösser Caspar Gockel aus Neustadt an der Heyde verheiratet, im 30-jährigen Krieg viele Drangsale erlitten und 33 Witwenjahre getragen und ihre 17 letzten Lebensjahre bei ihrem Schwiegersohn dem Amtsschösser Rumpel in Reinhardsbrunn zugebracht und auf 26 Kinder und Enkel blicken können.    Das nächste, auch IMGP3426beaauf Holz gemalte Bild an der Südseite ist eine allegorische Darstellung der Entsühnung durch das Blut des Lammes. Wiederum ist ein Hoffmann, der als Prophet Jesajas durch seine Halskrause und Pelzkragen deutlich erkennbar ist der Stifter dieses Bildes. Von dem neben ihm stehenden Propheten Hesekiel kann mit großer Sicherheit weiterhin behauptet werden, dass sich da der Maler Käseweis konterfeit hat, wie es damals in den Malergilden vielfach üblich war. In der Mitte des Bildes stellt ein Hügel(durch das Spruchband darüber erwiesen)den Berg Zion dar, auf dem mit der Heilsfahne das Lamm steht, aus dessen Brustwunde das Blut in Rinnsalen in die 4 angedeuteten Ströme des Paradieses herabfließt. Menschen verschiedener Völker, darunter ein dunkelhäutiger netzen ihre Hände mit dem entsühnten Wasser. Linker Hand sitzt der König David, der an der abgestellten Harfe und niedergelegten Krone wie Szepter erkenntlich ist, und hinter ihm steht Johannes der Täufer. Diese auf das Heil durch das Blut des Lammes hinweisenden Propheten sind noch durch Schrifttafeln in ihren Personen erkennbar gemacht. Die hebräische Inschrift zu Füssen des Jesaja ist von Prof. Gunkel-Halle als Vers 16 des l Kap. entziffert worden. Diese 3 Ölgemälde haben lange Zeit auf dem Boden der Sakristei einen verstaubten Dornröschenschlaf geführt, aus dem sie erst 1930 bei der Renovierung der Kirche erlöst worden sind. Vermutlich sind sie in der sogenannten Aufklärungszeit aus der Kirche verbannt worden.

Taufstein

Im Altarvorplatz steht der Taufstein, der in barocker Ausführung der Überlieferung nach das Geschenk eines Schreinermeisters Merbach sein soll, der seine 6, ihm frühverstorbenen Kindlein in den 6 Engelsköpfen am oberen Rande anbringen ließ.  An der Südwand des Schiffes kommt noch ein Frescogemälde, im Jahre 1585 bei der damaligen Ausmalung der Kirche auch von dem Maler Käseweis für 80 Gulden gemalt, in seiner unteren linken Hälfte restauriert zum Vorschein. Es stellt eine Auferstehung der Toten dar Wieder Cranachschule – verzeichnete Kniee, Vorliebe für nackte Gestalten. Der Erzengel Michael hat in der Mitte des Bildes mit der Posaune des Gerichts das Signal zur Auferweckung der Toten gegeben. Zur Linken sehen wir im rosigen Licht die Erstlinge der Menschheit Adam und Eva und andere. In der Mitte kriechen aus schwarzen Erdlöchern einige Gestalten, während rechts im fahlen Licht von einer Art Teufelsgestalt sich ihm entwinden wollende Menschen zurückgehalten werden. In der Mitte des umrahmenden Ornamentes steht: S.Paulus zun Römern wir werden alle für den Richtstuhl Christi dargestellt werden. Also wird ein jeglicher für sich selbs Gotte Rechenschaft geben.

Haben wir im Reliquiar des Altars die Erinnerung an die katholische Zeit der Erbauung der Kirche, so gibt diese Inschrift echt ev.-luth. Mahnung jedem Leser zu besinnlichem Nachdenken. Bei der Einrichtung der Emporen im Jahre 1719 ist das Fresco zerteilt und dann mehrfach überstrichen worden. In seiner oberen noch nicht freigelegten Hälfte zeigt es, soweit schon nach dem Versuch der Beseitigung der Ölfarbe erkennbar ist, Jesus Christus auf der Weltkugel thronnend. Eine starke Anlehnung dieses Bildes an ähnliche mittelaltehrliche Darstellungen, besonders der des Florentiner Meisters Lucca Signorelti um 1500 ist unverkennbar. Das lässt darauf schließen, dass die Cranachschüler entweder das Original in Italien gesehen oder aber gute Kupferstiche von ihm besessen haben. Da die etwa 700 Thüringer Kirchen nur 13 Frescogemälde aufweisen, wäre es dringlich erforderlich, dass dieser Torso vollständig restauriert würde. Ostwärts von diesem großen Frescogemälde ist noch eine Inschrift an der Südseite IMGP1418aufgefunden, aber weil zu sehr zerstört, wieder übertüncht worden. Es waren nur die beiden Worte: peste. . fecerunt= interfecerunt zu lesen, zu deutsch: durch die Pest verstarben. Damit ist ein Hinweis auf das große Sterben durch eine Seuche im Jahre 1636 gegeben, die über 130 Opfer meist im Kindesalter forderte und Folge der Schwedenheimsuchung dieses Jahres gewesen ist. Die auf eigene Faust nach dem Tode ihres Königs Gustav Adolf kriegführenden schwedischen Haufen haben den Ort plündernd und sengend durchzogen und viel Angst und Krankheit über die Bevölkerung gebracht. Ihre Rinder zu retten sind diese in den dichten Wald geflüchtet und dort gemolken worden, wovon noch heutigen Tages die Flurbezeichnung: Melketal Kunde gibt. Im ältesten Kirchen-Buch, das bis auf das Jahr 1600 zurückgeht, ist unter dem 4. September 1636 folgender, bemerkenswerter Eintrag zu finden: zu deutsch: von der Pest dahingerafft, wie fast alle folgenden bis zum 31. Dezember des Jahres, dem Ende durch den gnädigen Gott, an welchem Tage die Pest zu weichen anfing. Eine im Ort umgehende Sage will wissen, dass eine durchziehende Hexe schlagartig am letzten Jahrestag die Seuche mit sich genommen habe. Noch eine andere, sich auf den 30jährigen Krieg beziehende Notiz ist im gleichen Kirchenbuch im Taufregister von 1650 zu finden: wieder in Latein, zu deutsch: Dem 3mal gütigen und 3mal größten Gott sei Dank, der den solange erflehten und wiederhergestellten Frieden gegeben und gewollt hat. Es ist dem Herrn Präfekten (Amtsschösser) in Reinhardsbrunn ein Söhnlein geboren und getauft worden zu Beginn des Friedens- und Freudenfestes. -Mithin hat es in jener Zeit zwei volle Jahre gedauert, bis die sichere Kunde vom westfälischen Friedensschluß- alle Kriegsnot beendet hat. Die Kirche ist bei den Bränden des Jahres 1630 wie durch ein Wunder verschont geblieben. Ebenso hat der schlimme Bombenangriff vom 6. Februar 1945, der die benachbarte Schule zur Hälfte in Schutt und Asche legte, nur wenige, bald behobene Schäden auf der Nordseite im Schieferdach und die Zerstörung aller Fensterscheiben verursacht, deren Wiederherstellung sich freilich jahrelang hinzog. Ein Wort noch über das alte Kirchenstuhlregister. Jeder Stuhl war für 75 Pfge vergebIMGP2895en und erbte sich generationsweise fort. Beim Einbau des neuen Kirchengestühls 1930 fiel dieser alte Zopf, nicht ohne einen kleinen Sturm in der Gemeinde zu erregen, weil so manche Frau ihre „Stätte“, den jahrzehntelang angestammten Platz verlor. Mit der Beseitigung dieses fragwürdigen Restes aus alter Zeit in unseren Tagen fand eine unliebsame Beobachtung ihr Ende. Wenn nämlich ein Fremder, ein Kurgast, oder ein Ingeschmuggelter – der Kosename der Friecheröder für Zugezogene – auf solch einer Stätte Platz genommen hatte, wurde er oft von seiner rechtmäßigen Besitzerin zur Seite gedrängt, manchmal sogar mit Brachialgewalt und einem entrüsteten: „Minne Stäätte“.

Im Westen der Kirche ist auf der ersten Empore die Orgel – ein Werk eines Arnstädter Orgelbauers – seit 1797 eingebaut. Die Orgel wurde im Jahr 1961 durch die Firma Jehmlich aus Dresden vollständig erneuert. Nur das Prospekt der alten Orgel blieb erhalten. Nach 50 Jahren Dienst  wurde vom Friedrichrodaer Orgelbaumeister Bernhard Kutter eine gründliche Reparatur der Orgel ausgeführt. Rechtzeitig zum 500. Kirchen Jubiläum erklingt sie wieder in ihrer neobarocken Intonation.

Die Umgebung der Kirche:

Wenden wir uns zunächst dem Äußeren des Gotteshauses  zu, so sind neben dem bereits erwähnten Datum der Grundsteinlegung des Turmes 10.5.1511 noch einige Zahlen anzuführen: 1930 in der erneuerten Wetterfahne, ferner an der Südseite über der Kriegsopfergedenktafel die Jahreszahl 1526, gewiss die des Einbaues der Suedseite1511_GEingangstüre, die 1930 beseitigt wurde. 1588 steht über einem Fenster in der Höhe der Kanzel, wahrscheinlich in jenem Jahreingebrochen, um dem alten und kurzsichtigen Pfarrer mehr Lichtauf der Kanzel zu vermitteln. Aus dem schmalen Ostgiebel tritt auf einem aus der Mauergefüge hervortretenden Stein in römischen Ziffern die Jahreszahl Anno Domini 1538 uns entgegen. Ob dieser Stein als Schlussstein der Erbauung eingebaut ist, lässt sich nicht mehr ergründen. Endlich ist noch im Fenstersockel der Sakristei die Zahl 1843 eingemeißelt. Die Grünanlagen um die Kirche herum bezeugen den ersten Gottesacker der Gemeinde, in den sie ihre Toten als ihr zugehörig im Schatten des Gotteshauses gebettet hat. Eine diese Anlagen umfriedigende Mauer ist, weil baufällig, im Jahre 1890 abgetragen worden. In die bereits erwähnte Türnische des Jahres 1526 ist eine Gedenktafel für alle Opfer des zweiten Weltkrieges eingelassen worden = für die Gefallenen, in Lazaretten verstorbenen Soldaten aus und in Friedrichroda, für die Opfer der beiden Bombenangriffe am 6.2. Und 7.4.1945 (über 140 Personen), sowie für hier verstorbene Flüchtlinge und in Konzentrationslagern Hingemordete und die vielen Vermissten jener Zeit.

Anmerkung:  Der Text basiert auf den Aufzeichnungen  von Pfarrer Willy Langenhan (1884-1964) aus dem Jahr 1957. Zur Beendigung seines Dienstes in unserer Gemeinde hat es seine geschichtlichen Nachforschungen zusammengetragen.